HOLI SHOT
Oh Honey: forbeeden food? Pt. 1
A HOLI Take on Honey

Hallo und herzlich Willkommen zurück auf dem HOLI BLOG, du wunderschöne Seele im World Wide Web.
Bienen sind wahrlich beeindruckende Insekten. Hast Du schon einmal von dem "Problem des Handlungsreisenden" gehört? Es ist ein mathematisches Problem – laut Wikipedia besteht die Aufgabe "darin, eine Reihenfolge für den Besuch mehrerer Orte so zu wählen, dass keine Station außer der ersten mehr als einmal besucht wird, die gesamte Reisestrecke des Handlungsreisenden möglichst kurz und die erste Station gleich der letzten Station ist." Während dieses Problem menschliche Köpfe und Computer Hardware zum Rauchen bringt, ist es für Honigbienen ein ganz natürlicher Prozess von Blume zu Blume fliegen – ganz ohne lästige Umwege.
Psycholog*innen, Kriminolog*innen, Architekt*innen und andere Wissenschaftler*innen haben von dem Studium der Bienen profitiert. Und in den vergangenen Jahren, wie Du vielleicht gemerkt hast, gab es einen großen Anstoß die Öffentlichkeit nicht nur über den Fortschritt, den uns Bienen eingebracht haben, zu informieren, sondern auch darüber, weshalb wir auf diese Spezies in der Zukunft angewiesen bleiben werden. Die Rolle der Bienen in unserem Ökosystem ist nicht zu leugnen und es wurden bereits eine Menge Mittel unternommen, um die Population der Bienenvölker zu stabilisieren. Auf Instagram haben wir, im Rahmen des World Bee Day, bereits darüber gesprochen.
In diesem ersten Post möchten wir Dir einen Einblick bieten, ob und wie ethischer Konsum von Honig möglich ist.

Stop, hoNig ist nicht vegan?
Es mag für einige vielleicht überraschend klingen, aber Honig ist nicht zwingend vegan. Viele Personen, unabhängig von ihrer Ernährungsform, würden sagen, dass Veganer*innen kein Fleisch, keine Milchprodukte und keine Eier essen. Dabei wird Honig in der Regel von denen, die noch keine Berührungspunkte mit Veganismus hatten, nicht als Tierprodukt verstanden. Und selbst unter Veganer*innen ist der Status von Honig ziemlich diskutiert.
Was ist Veganismus genau? Die Vegan Society definiert Veganismus wie folgt:
Veganism is a philosophy and way of living which seeks to exclude—as far as is possible and practicable—all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose; and by extension, promotes the development and use of animal-free alternatives for the benefit of animals, humans and the environment. In dietary terms it denotes the practice of dispensing with all products derived wholly or partly from animals.
Mit anderen Worten: Veganismus möchte so weit wie möglich alle Formen von Ausbeutung und Gewalt von und an Tieren vermeiden.
Bevor wir aber tiefer einsteigen, wie wird Honig überhaupt hergestellt?
Es gibt über 20.000 unterschiedliche, aber nur eine von ihnen stellt Honig her – die sogenannte Honigbiene.
Honigbienen leben in Kolonien – mit bis zu 80.000 Bienen in einer einzelnen Kolonie. Jede Kolonie hat dabei eine Königin. Die Königin ist für die Fortplanzung und für die Schaffung von Nachkömmlingen zuständig. Aber auch wenn eine Königin zwingend notwendig ist, um eine Kolonie zu starten, ist sie ohne ihre Drohnen und Arbeiterinnen ziemlich aufgeschmissen.
Die Kolonien sind größtenteils frauen-geführt, mit nur einigen wenigen männlichen Bienen, den Drohnen. Sie dienen keinem anderen Zweck als der Befruchtung der Königin.
Jede Honigbiene hat einen spezifischen Job innerhalb der Kolonie. Bienen, die den Stock bewachen und verteidigen sind in der Regel größer und stärker. Dann gibt es noch Bienen, die Tag für Tag den Stock verlassen um die Umgebung nach neuer Nahrung auszukundschaften. Andere Bienen kümmern sich indes um den Bau, Reparaturen, Pflege der Sprösslinge, ums Aufräumen und vieles mehr.
Ein überraschender und interessanter Fakt, den Wissenschaftler*innen aufgedeckt haben, ist, dass Bienen in der Lage sind ihre Hirnchemie zu beeinflussen und zu verändern, um sie geeigneter für ihren speziellen "Beruf" zu machen. Sollte im Laufe des Lebens eine "Umschulung" notwendig sein, dann kann die Hirnchemie wieder angepasst werden. In dem Zusammenhang kann zum Beispiel die Größe, aber auch der Alterungsprozess einer Biene beeinflusst werden.
Aber wer ist eigentlich für den Honig zuständig?
Die uns bekanntesten Bienen, weil sie uns am häufigsten über den Weg laufen, sind die, die von Blume zu Blume rasen, um dort Nektar und Pollen zu sammeln. Der Nektar ist das, was später zu Honig wird. Die Sammlerinnen kehren mit ihrer Ausbeute in den Bienenstock zurück, wo sie von einer anderen Arbeiterin empfangen werden. Diese nimmt den Nektar auf und in ihrem Körper findet ein chemischer Prozess statt, bei dem der Nektar in unterschiedliche Verbindungen aufgebrochen wird. Dabei werden die eigenen Enzyme der Biene beigemischt. Dieser Prozess des Einnehmens und Abgebens an eine andere Arbeiterin wird mehrere Male wiederholt, bis die letzte Arbeiterin den "Honig" in eine Zelle zum Reifen ablegt. Während dieser Prozesse wird dem Nektar mitunter Feuchtigkeit entzogen, wodurch die für Honig klassische seidige Sirup-Konsistenz entsteht.
Es ist wichtig zu wissen, dass Honigbienen auf ihren Honig angewiesen sind, um sich zu nähren, vor allem in den kalten Wintermonaten, weil Honig ihre einzige Nahrungsquelle ist. Aber: Im Idealfall stellen Bienen mehr Honig her als sie zum Erhalt benötigen.
Okay, aber worin liegt das Problem, wenn wir den Überschuss an Honig nehmen und für unseren eigenen Konsum verwenden? Wie ist das ausbeuterisch? – Schauen wir uns einmal die Bienenhaltung an.

EthiK in der Bienenhaltung?
Es gibt viele unterschiedliche Herangehensweisen, manche würden Philosophien sagen, wenn es um Bienenhaltung geht. Während der Großteil der Imker*innen ihren Fokus auf die Produktion legt und damit vor allem die Ernte von möglichst viel Honig verfolgt, gibt es auch andere Haltungsformen, bei denen die Bienen, ihre Gesundheit und Wohlergehen im Zentrum stehen. Das bedeutet zwar nicht, dass letztere Haltung "natürlich" ist, weil schlichtweg jeder Versuch der Domestikation nicht der Natur entspricht.
Nichtsdestotrotz kann und sollte eine Differenzierung getroffen werden, wenn man die unterschiedlichen Haltungen betrachtet. Wir erklären Dir auch warum:
Industrielle Imkereien arbeiten wie jedes andere Gewerbe auch. Ihr oberstes Ziel ist stets die Profitmaximierung. Viele industrielle Imkereien können sich mittlerweile nicht einmal mehr von dem Honigverkauf allein finanzieren. Ein anderes Geschäftsmodell besteht in dem Verleih von Bienenvölkern. Dabei werden Bienenstöcke eingepackt und wie mobile Bestäubungsstationen genutzt, um der großen Menge an Agrarwirtschaft in der heutigen Gesellschaft gerecht zu werden. Beide Modelle sind angewiesen auf die ausbeutenden und teils grausamen Methoden, um die die Imkereien profitabel zu halten. Dabei werden die Bienen enormen Stress ausgesetzt.
Wir haben bereits gelernt, dass Bienen unfassbar intelligent und intuitiv in der Aufrechthaltung ihres kleinen Ökosystems sind. Jede Biene hat ihre eigene Rolle und leistet ihren Teil zum dem Erhalt des Stocks. Honigbienen sind sehr sensibel für ihr Umfeld und hervorragende Problemlöserinnen. Aber wenn Menschen immer wieder Situationen provozieren, auf die Bienen schnell reagieren müssen, leiden sie enorm unter dem Stress.
Konventionelle Imkereien benutzen präventiv Antibiotika, um die Bienen vor Krankheiten zu schützen, die den Bienenstock komprimieren könnten. Gleichzeitig zwingen sie ihre Völker dazu diese riesigen Mono-Kulturen zu bestäuben, bei denen sie häufig mit vielen anderen Völkern in Kontakt geraten. Wenn uns Covid eins gelehrt hat, dann dass es manchmal sicherer ist untereinander zu bleiben, um das Verbreiten von Krankheiten zu verhindern.
Zusätzlich sind die Felder häufig mit Pestiziden, Insektiziden und allen anderen möglichen "Ziden" belastet.
Der Stress wird noch weiter gesteigert, wenn konventionelle Imkereien große Mengen an Honig entnehmen und nicht nur den Überschuss. An dessen Stelle platzieren sie industriell-hergestellte Sirupe, die die Bienen nicht mit den notwendigen und in Honig enthaltenen Nährstoffen versorgen.
Weitere Maßnahmen, die konventionelle Imkereien ergreifen, sind zum Beispiel das künstliche Befruchten der Königin oder das Kappen ihrer Flügel, um sie davon abzuhalten gegebenfalls den Bienenstock zu verlassen und einen neuen zu suchen.
Oftmals entscheiden sich konventionelle Imkereien dazu einen Bienenstock am Ende der Saison zu zerstören, da es luktrativer ist ein neues Volk zu besiedeln als ein bereits bestehendes Volk zu überwintern. Das sind nur einige Arten wie konventionelle Imkereien Bienen für Profit ausbeuten.
Aber was ist mit den anderen Haltungsformen, die Ihr erwähnt habt?
Guter Punkt! Es gibt in der Tat andere Herangehensweisen, die bei der Haltung einen Fokus auf den Erhalt der Bienen legen und nicht etwa auf die Honigernte für Profit. Am anderen Extrem liegt zunächst einmal die Bienen Konservierung, bei welcher die Bienen einfach allein gelassen werden. Niemand fasst das Volk an, der Honig bleibt wo er ist und es gibt keine Einflüsse von außen. Höchstens werden ein paar bienenfreundliche Pflanzen in der Umgebung anbaut, um die Biodiversität in der Umgebung zu steigern.
Interessant könnte der "Mittelweg" sein. Auch bekannt als "balanced beekeeping". Es gibt geringfügige Interventionen, aber die sollen möglichst nicht invasiv sein und auch nur dann, wenn notwendig Honig wird nur dann entnommen, wenn er überschüssig ist und die Situation angemessen.
Wir haben bei unserer Recherche aber auch kritische Stimmen wahrgenommen, die argumentieren, dass auch bei dieser Haltungsform keine Garantie dafür besteht, dass die Bienen nicht unter den minimalen Eingriffen leiden. Das ist richtig. Aber wann gibt es jemals eine Garantie im Zusammenhang mit nicht-verbalen Tieren?
Diese Haltungsform, wenn auch nicht "natürlich", ist so nah an "natürlich" und "cruelty-free" wie es geht.

Wo verbleiben wir? Nun, Veganismus – wie jedes andere Konzept – kann wie ein Spektrum verstanden werden. Es wäre zu weit gegriffen, würden wir an dieser Stelle darüber diskutieren wollen, wann und wann nicht es erlaubt ist sich als Veganer*in zu bezeichen, ob diese Diskussion überhaupt valide ist oder ob es lediglich eine weitere Form von Gatekeeping darstellt. Am Ende des Tages ist die Entscheidung, die eigene Teilnahme an der Ausbeutung von und Gewalt an Tieren zu minimieren genauso persönlich wie die Entscheidung dafür was und was nicht unter die eigene Definition von Veganismus fällt. Solange jemand gewillt ist Arbeit reinzustecken und Ressourcen auszuwerten, um eine informierte Entscheidung zu treffen, sollte diese Person nicht mit feindlicher Kritik getroffen werden – nicht von sich selbst und nicht von anderen.
Während wir diese Woche viel über die negativen Aspekte im Zusammenhang mit Bienenhaltung und, damit einhergehend, den Honigkonsum gesprochen haben, möchten wir nächste Woche noch einmal ein paar positive Aspekte, insbesondere im Zusammenhang mit Gesundheit, aufgreifen.
Während wir Dir kein klares Ja oder Nein auf diese Frage bieten können, hoffen wir, dass wir Dir zumindest eine Ressource in Deinem Entscheidungsprozess sein konnten.
Wie stehst Du zu Honig? Ist es forbeeden food oder wollen die Leute einfach nur Buzz-killer sein?
Danke, dass Du heute wieder dabei wirst. Im Hintergrund arbeiten wir weiterhin hart an dem HOLI SH*T Produkt Launch. Wir hoffen, dass wir Dich auch nächste Woche wieder hier begrüßen dürfen. Selbe Zeit, selber Ort. Stay kind, Du wundervolle Seele.
xx HOLI BLOG TEAM
